Über mich
Vor einigen Jahren hat die Journalistin Tanja Polli ein Portrait über mich verfasst. Sie stellt einleitend fest, dass ich nicht gerne über Privates spreche. Da hat sie durchaus recht. Und weil das nach wie vor gilt, gebe ich gerne ihr das Wort:
Politische Aktivitäten
1990-1992
Mitglied des Grossen Gemeinderates Winterthur
1991-1998
Mitglied des Kantonsrates
1991-1996
Präsidentin Gewerkschaftsbund Kanton Zürich
1997-2001
Co-Präsidentin SP Frauen Schweiz
1998-2015
Mitglied des Nationalrates
2000-2012
Vorstandsmitglied und teilweise Präsidentin Pflegekinderaktion Schweiz
2001-2013
Vizepräsidentin Pro Familia Schweiz
2003-2009
Präsidentin Pro Velo Schweiz
2008-2015
Präsidentin Stiftung Kinderschutz Schweiz
2008-2015
Vizepräsidentin SP Schweiz
Beruflicher Werdegang
1983-1987
Studium zur Sekundarlehrerin, Phil.I an der Universität Zürich
1988-1994
Sekundar- und Fachlehrerin in Zürich, Kreis 4
1991-1994
Zweitstudium in Psychologie, Betriebswirtschaft und Politologie an der Universität Zürich (ohne Abschluss – Vordiplom erfolgreich bestanden)
1994-1996
Departementssekretärin im Job-Sharing im Departement Schule und Sport in Winterthur
1997-2002
selbständige Organisationsberaterin (Beratungen, Schulungen, Coaching)
2002-2012
Projektarbeiterin
2012-2015
Inhaberin atelier politique mit verschiedenen Mandaten u.a. Geschäftsführerin StimmeQ, Verwaltungsrätin Energie 360° (ehemals Erdgas Zürich) und Verwaltungsrätin Schweizerische Mobiliar Genossenschaft
2012-2015
Executive Master of Public Administration MBA an der Universität Bern
seit 2015
Regierungsrätin und Vorsteherin der Direktion der Justiz und des Innern Kanton Zürich
Mai 2021-April 2022
Regierungspräsidentin Kanton Zürich
Der Weg zum gesellschaftlichen Fortschritt führt über die Frauen. Ohne Gleichstellung, ohne Vereinbarkeit von Beruf und Familie kommen wir nicht vorwärts. Diese Überzeugung begleitet mich durch meine gesamte politische Biografie. Dabei nährten natürlich auch meine eigenen Erfahrungen als berufstätige Mutter diese Überzeugung. Es war ein langwieriger und kräftezehrender Kampf, den wir führen mussten, aber er brachte einige schöne Früchte hervor – zum Beispiel die Anstossfinanzierung für die familienergänzende Kinderbetreuung oder die Mutterschaftsversicherung. Dabei fand und finde ich es gerade bei heftigen, leidenschaftlichen Auseinandersetzungen wichtig, dass zwischendurch auch der Humor ein bisschen Raum bekommt – wie hier, wo ich zusammen mit Parteikolleginnen dem damaligen SVP-Präsidenten und Alt-Bundesrat Ueli Maurer ein Plakat überreiche (2007).
Die SP ist meine politische Heimat. Ich bin mit Stolz Sozialdemokratin. Die Partei hat immense historische Verdienste als soziale Kraft schlechthin. Sie hat ganz entscheidend zu unserem heutigen Sozialstaat beigetragen. Aus diesem Vermächtnis leitet die SP eine Verantwortung fürs Heute und fürs Morgen ab: die Verantwortung, auch weiterhin dafür zu kämpfen, dass der Kuchen nicht an wenige, sondern an alle verteilt wird. Mich in dieser Partei engagieren zu dürfen, war und ist mir eine Ehre. Ich habe auf meinem politischen Weg verschiedene Parteiämter ausgeübt – und ich tat das immer gerne. Bis 2015 war ich Vizepräsidentin der SP Schweiz (2015).
Als Nationalrätin habe ich mich mit Hunderten von Themen befasst. Davon sind einige eigentliche Herzensangelegenheiten geworden. Themen, die mir emotional nahe gegangen sind und immer noch nahe gehen. Ein solches Thema ist das Schicksal der administrativ versorgten Menschen. Bis 1981 wurden in der Schweiz Menschen ohne Gerichtsbeschluss eingesperrt – weil sie angeblich «liederlich» waren und sich nicht den bürgerlichen Konventionen fügen wollten. Wir erreichten, dass sich Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im Namen der Schweiz für das Leid entschuldigte, das ihnen widerfahren war.
Zudem lancierten wir die Wiedergutmachungsinitiative für sämtliche Betroffenen von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen – also auch für die Verding- und Heimkinder sowie für die zwangsadoptierten und zwangssterilisierten und eben die administrativ versorgten Menschen. Die Initiative forderte eine finanzielle und moralische Wiedergutmachung und eine Aufarbeitung der Verantwortlichkeiten (im Bild die Einreichung der Initiative 2014). Der Bundesrat legte daraufhin einen Gegenvorschlag vor, den das Parlament 2016 annahm, womit wir die Initiative zurückziehen konnten. Finanziellen Entschädigungen sind ein wichtiges Zeichen, auch wenn sie das Leid nicht ungeschehen machen.
Bei Wahlen gewinnt oder verliert man. Ich bin stolz, dass mich die SP 2010 zusammen mit Simonetta Sommaruga für den freien Bundesratssitz vorgeschlagen hat. Nach der Wahl ging ich mit Simonetta und mit Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss auf den Bundesplatz, um mit den vielen Frauen und Männern den Sieg von Simonetta zu feiern. Der gemeinsame Weg durch die Bundesratskandidatur hat Simonetta und mich eng verbunden. Es ist mir eine Ehre, zusammen mit diesen beiden und vielen anderen Frauen nach wie vor Politik machen zu dürfen.
Fortschritt entsteht im Austausch. Darum war und ist es mir wichtig, zu reden und zuzuhören – auch und ganz besonders mit dem politischen Gegner. Gute Ideen und tragfähige Lösungen verlangen nach Allianzen – je breiter diese sind, umso besser. Doch dafür braucht es Politikerinnen und Politiker, die Brücken bauen wollen und Brücken bauen können. Ich machte und mache das gerne. Ob mit Sozialminister und FDP-Bundesrat Pascal Couchepin, mit dem ich oft und gerne diskutiert habe. Ob mit dem damaligen Direktor des Gewerbeverbands, Pierre Triponez, mit dem ich in den frühen Nullerjahren für die Mutterschaftsversicherung zusammenspannte oder mit Arbeitgeberchef Peter Hasler, mit dem zusammen ich mich um die Kita-Anstossfinanzierung kümmerte und mit Lust die Berner Bürokratie austrickste. (2008)